St. Lucia

St. Lucia (Landessprache: Saint Lucia [sntˈluːʃə]) ist ein unabhängiger Inselstaat im Commonwealth of Nations.


Geographie

Der Staat liegt im Bereich der Westindischen Inseln und umfasst die gleichnamige Insel der Kleinen Antillen. Sie gehört zu den Inseln unter dem Winde und ist die zweitgrösste Insel dieser Inselgruppe.

Hauptmerkmal der Insel sind die bewaldeten Berge, die sich von Nord nach Süd erstrecken und von Flusstälern durchschnitten sind.

Die höchste Erhebung des Landes ist der Mount Gimie mit 950 m.

Im Südwesten liegt Qualibou, ein Gebiet mit 18 Lavakuppeln und 7 Kratern. Im Westen wird der Zugang zum Hafen Jalousie Plantation Harbour durch die Twin Pitons (Gros Piton, 797 m und Petit Piton, 750 m) markiert, 2 Gipfel, die 800 m steil aufragen und das Wahrzeichen der Insel sind.

Die wichtigsten Flüsse des Landes sin der Cul de Sac und der Canelles.

Nachbarinseln von St. Lucia sind Martinique im Norden und St. Vincent im Süden.

Hauptstadt und größte Stadt des Landes ist Castries.

Die Küstenlinie hat eine Länge von 158 km. Die Insel ist an ihrer längsten Stelle 43,5 km lang und an ihrer breitesten Stelle 22,5 km breit.


Klima

Das Klima ist tropisch, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 26 °C.

Der jährliche Niederschlag schwankt zwischen 1500 mm in den Niederungen und 3500 mm in den Bergregionen. Die Regenzeit dauert von Mai bis August.

Umwelt

Flora

St. Lucias Flora ist von tropischer Vegetation geprägt. Das von zahlreichen Flusstälern durchschnitte vulkanische Hügelland wird von reicher tropischer Vegetation bedeckt: Wilde Orchideen, Bougainvillea, Hibiskus und Rosen wuchern durch Regenwälder und durchbrechen immer wieder die monotonen Plantagenkulturen.

Fauna

St. Lucia Fauna wird vor allen durch die bunte Vogelwelt der Karibik bevölkert, welche allerdings unter den von den Europäern eingeschleppten Ratten zu leiden hatten. Einer der bekanntesten einheimischen Vögel ist der St. Lucian Papagei, der seit 20 Jahren unter Naturschutz steht.

Geschichte

Lange bevor die ersten Europäer hier ankamen, hatten sich die Arawakindianer, welche die Inseln um 200 A.D. erreichten, auf St. Lucia gut etabliert. Dann kamen die kriegerischen Kariben und besiegten die friedliebenden Arawaken und um 800 A.D. waren die Kariben die vorherrschende Volksgruppe auf der Insel.

Die Ureinwohner von St. Lucia, die Amerindier, nannten ihre Insel Iouanalao, was nach dem amerindianischen Wörterbuch des dominikanischen Missionars Pere Raymond Breton (um 1650) soviel bedeutet wie There where the Iguana is found (= „dort wo der Leguan lebt“). Von der kleinen Insel St. Lucia ist weder das Datum der europäischen Entdeckung noch der Entdecker bekannt - eine Seltenheit in der Inselwelt der Karibik. Wenn, wie vermutet, Christoph Kolumbus (1451-1506) die Insel auf seiner vierten Reise entdeckt hat, so geschah es wohl am 18. Juni 1502, dem Namenstag der Heiligen Lucia. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass etwa hundert Jahre später Spanier oder Holländer die Insel entdeckten. Eine weitere Theorie legt nahe, dass Juan de Cosa, ein recht unbekannter Seefahrer, der Kolumbus auf seiner 1. und 2. Reise begleitete, der Insel ihren Namen gegeben habe. Eine seiner Seekarten zeigt eine kleine Insel namens El Falcon, die in unmittelbarer Nähe des heutigen St. Lucia liegt.

Der erste Europäer, der hier sesshaft wurde, war Francois Le Clerc, auch als Jambe de Bois oder Wooden Leg (Holzbein) bekannt. Er war ein Pirat, der sich Pigeon Island aneignete und von dort vorbeisegelnde spanische Schiffe angriff. Um 1600 richteten die Holländer einen Stützpunkt in Vieux Fort ein. Ein um 1602 erbautes holländisches Fort zeugt von blutigen Kämpfen um die Insel, doch entsprangen die Kriege nicht den üblichen Auseinandersetzungen zwischen den konkurrierenden Kolonialmächten, sondern dem heftigen Widerstand der Ureinwohner. Die Kariben widersetzten sich viele Jahre erfolgreich allen Kolonisatoren. Die vulkanische Gebirgslandschaft und der undurchdringliche tropische Regenwald, die bis heute ein Hauptmerkmal der Insel sind, boten ihnen dabei ausreichend Schutz. Erst ab 1650 gelang es den Franzosen, die Insel den Kariben Stück um Stück zu entreißen.

Die ersten Engländer landeten hier im Jahre 1605, nachdem der Wind ihr Schiff, die Olive Branch, auf dem Weg nach Guyana vom Kurs abgetrieben hatte. Siebenundsechzig Siedler kamen an Land und kauften sich Hütten von den Kariben. Nach einem Monat waren nur noch 19 Siedler am Leben und diese mussten schließlich in einem Kanu vor den Kariben fliehen. Ein zweiter erfolgloser Kolonisierungsversuch der Briten wurde im Jahre 1639 von Sir Thomas Warner unternommen. Im Jahre 1746 wurde mit Soufriere, einer französischen Niederlassung, die erste Stadt gegründet. Bis zum Jahre 1780 hatten die Franzosen dann zwölf Städte gegründet und errichteten die ersten Zuckerplantagen. Innerhalb von fünfzehn Jahren waren 50 weitere Zuckerplantagen in Betrieb. Im Jahre 1780 wurden viele Plantagen durch einen Hurrikan zerstört. Es gelang den Franzosen aber den Schaden mit Hilfe von Sklaven aus Afrika schnell zu beheben.

Zwischen 1660 und 1814 erlebte St. Lucia eine wechselvolle Geschichte, gut zwanzigmal wechselten sich Franzosen und Briten als Herrscher der Insel ab,bis die Insel 1814 an Großbritannien fiel. Wie fast überall in der Karibik arbeiteten afrikanische Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen, bis die Sklaverei 1834 abgeschafft wurde.Im Jahre 1838 schloss sich St. Lucia den Westward-Inseln mit Regierungssitz in Barbados an und im Jahre 1842 wurde Englisch dann zur offiziellen Sprache auf der Insel erklärt. Im Jahre 1951 begann St. Lucia den Schritt zur Unabhängigkeit und erteilte das Wahlrecht an alle Bürger, die das 21. Lebensjahr vollendet hatten. Die Windward-Inseln nahmen eine neue Verfassung an und der Regierungssitz wurde nach Grenada verlegt. Im Jahre 1958 wurde St. Lucia dann Mitglied der Westindischen Föderation, die aber nach nur vier Jahren wieder zusammenbrach. Seit 1967 hat St. Lucia eine eigene Regierung und ist seit dem 22. Februar 1979 unabhängig.

Der Ursprung des heute gebräuchlichen Namens geht der Legende nach auf französische Seeleute zurück, die am 13. Dezember 1502 Schiffbruch erlitten und die Insel nach dem Märtyrer von Syrakus Sainte Alousie benannten, der Name wurde später mit leichten Variationen von französischen Chronisten übernommen. Der Tag ist heute der Nationalfeiertag des Landes.

Bevölkerung

Bevölkerungsstruktur

Auf St. Lucia leben hauptsächlich Nachfahren der afrikanischen Sklaven, sie machen 90,5 % der Bevölkerung aus. Nach ihnen bilden Mischlinge die größte Bevölkerungsgruppe (5,5 %), dann gibt es Minderheiten von Indern (3,2 %) und Europäern (0,8 %). Auf der Insel leben knapp 165.000 Einwohner, dies ergibt eine Bevölkerungsdichte von 266 je km².

Sprache

Amtsprache der Insel Englisch, daneben wird auch Patois gesprochen, der französische Dialekt der farbigen Inselbewohner. Religion Über 90 % bekennen sich zum katholischen Glauben, daneben gibt es Protestanten (7 %) und Anglikaner (3 %).

Politik

Regierungsform

St. Lucia ist eine parlamentarische Monarchie.

Staatsoberhaupt

Staatsoberhaupt ist Königin Elizabeth. II, ihr Vertreter auf der Insel ist Gouverneurin Calliopa Pearlette Louisy.

Regierung

Regierungschef ist Kenny D. Anthony, Außenminister ist Petrus Compton.

Parlament

St. Lucia hat ein Zweikammersystem ("House of Assembly" und "Senate"), Parlamentspräsident ist zur Zeit Baden Allain. Im Parlament sind zurzeit vertreten: Die St. Lucia Labour Party (SLP) -14 Sitze, die United Workers Party (UWP) - 2 Sitze und ein Unabhängiger.

Justiz

Das Gerichtswesen teilt sich auf in einen Supreme Court und mehrere Magistratsgerichte. Im Rechtssystem St. Lucias gibt es die Todesstrafe. Das Rechtssystem basiert auf dem Englischen Rechtssystem.

Militär

St. Lucia hat kein Militär, es gibt aber die Royal Saint Lucia Police Force, welche auch eine Special Service Unit und die Küstenwache umfasst.

Wirtschaft

Obwohl St. Lucia nicht als arm bezeichnet werden kann, ist es doch weitgehend vom Bananenexport abhängig (60 % des Exporteinkommens).Die Ernte dieser Frucht ist sehr stark durch Wirbelstürme gefährdet. Auch ist sie Quelle politischer Spannungen, denn in den vergangenen Jahren protestierten die USA gegen die Strategie der EU, Bananen bevorzugt aus der Karibik zu importieren.

Weitere landwirtschaftliche Exportgüter sind Kokosnüsse, Kokosöl und Kakao. Kleidung macht den zweitgrößten Exportfaktor aus und der Freihafen von Vieux Fort hat moderne Leichtindustrien angezogen.

Hauptexportmittel sind Bananen, Mehl und Reis, Kokosnüsse, Kokosöl, Kakao und Kleidung. Importiert werden bearbeitete Waren, Maschinen und Nahrungsmittel.

Währung des Landes ist der Ostkaribische Dollar
(1 Ostkaribischer Dollar=100Cents ;Währungskürzel: EC$, XCD (ISO-Code).

Haupthandelspartner des Landes sind Großbritannien, USA und Trinidad und Tobago. Die Wirtschaft des jungen Staates ist noch ebenso anfällig wie die Bananenmonokulturen auf der Insel.

So setzt auch St. Lucia auf den Tourismus, der auf der Insel eine vorzügliche Infrastruktur geschaffen hat: Erstklassige Hotels und ein gutes Straßennetz machen dem Besucher den natürlichen Reichtum der Insel, ihre Naturschönheiten, leicht zugänglich. So gibt es auf St. Lucia den einzigen aktiven Vulkankrater der Erde, in den man mit dem Auto hineinfahren kann. Er gehört zu den beiden Gipfeln der bis auf fast 800 m hochragenden Pitons, den Wahrzeichen St. Lucias. Die unberührte Natur der Bergwälder, die kilometerlangen Sandstrände der Westküste, tropisches Naturerleben für Taucher, Segler und Wanderer sowie die kulinarischen Genüsse französisch-kreolischer Küche machen St. Lucia zum gesuchten Feriengebiet des internationalen Tourismus.

Der Jachthafen von Marigot Bay und die von internationalen Hotelketten besetzten Strände von Vieux Fort, Gros Islet oder Cap Estate haben die Idylle St. Lucias noch nicht zerstört: Noch gibt es die kleinen Fischerdörfer, die Leuchttürme, die Spuren legendärer Piratenverstecke, die Ruinen der Forts, den ungeschmälerten Reichtum tropischer Tier- und Pflanzenwelt. Noch ist Soufrière ein Bilderbuchdorf karibischen Lebens, und die Hauptstadt Castries ist trotz schwerer Feuersbrünste 1927 und 1948 immer noch einer der schönsten Antillenhäfen, geprägt von den modernsten Warenhäusern des karibischen Raumes und von den großzügigen Gärten und Baudenkmälern aus viktorianischer Zeit.

Infrastruktur

Verkehr

Flughafen: Hewanorra International Airport (IATA-Flughafencode: UVF). St. Lucia wird direkt von British Airways (BA) und BWIA West Indies Airways (BW) angeflogen.

Auf St. Lucia gibt es 1.210 km Straße, davon sind 63 km asphaltiert. Die Straßen dienen vor allem dem Tourismus. Es herrscht Linksverkehr. Das Straßennetz ist relativ gut ausgebaut. Die meisten Strassen sind zweispurig, eng und zum Teil sehr kurvenreich. Wegen der vielen Schlaglöcher und der unorthodoxen Fahrweise wird zu Vorsicht im Straßenverkehr angeraten. Motorräder und –roller sollten trotz der tropischen Temperaturen nur mit entsprechender Schutzkleidung benutzt werden. Relativ preisgünstige Taxis stehen zur Verfügung.

Busse verbinden die ländlichen Gegenden mit der Hauptstadt. Die Verbindung von Castries nach Gros Islet im Norden der Insel ist gut; Busse fahren alle 30 Minuten.

Die wichtigsten Häfen des Landes sind Castries, Cul-de-Sac und Vieux-Fort.

Kultur Veranstaltungen

Der Karneval und das Jazz Festival, bei dem international bekannte Künstler wie Wynton Marsalis oder Herbie Hancock auftreten, sind Höhepunkte des Veranstaltungskalenders.

Gastronomie

Die einheimische Küche setzt sich aus kreolischen, westindischen und französischen Einflüssen zusammen. Spezialitäten sind Langouste (einheimischer Hummer) in allen Variationen; Lambi (Schneckenmuscheln) und andere Meeresfrüchte sowie Pepper Pot, gebratene Kochbananen, Brotfrucht und andere Gemüse.

Es gibt zahlreiche importierte Spirituosen, aber einheimischer Rum als Punsch oder in Cocktails, karibisches Bier sowie Fruchtsäfte sind ebenfalls zu empfehlen.

Feiertage

Gesetzliche Feiertage:


1./2. Jan. Neujahr
22. Febr. Unabhängigkeitstag
14. April Karfreitag
16. April Ostersonntag
17. April Ostermontag
1. Mai Tag der Arbeit
5. Juni Pfingstmontag
15. Juni Fronleichnam
1. Aug. Befreiungstag
2. Okt. Erntedankfest
13. Dez. Fest des Lichtes und der Erneuerung
25./26. Dez. Weihnachten

Berühmte St. Lucianer

St. Lucia ist das Geburtsland von zwei Nobelpreisträgern. Im Jahre 1979 erhielt der nun verstorbende Sir W. Arthur Lewis den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft und im Jahre 1992 der Schriftsteller Derek Walcott den Nobelpreis für Literatur. Außerdem wurde der Boxer George Foreman auf St. Lucia geboren!